Für einen Ausflug ins Grüne war der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Björn Thümler, vielleicht nicht ganz passend gekleidet. Im dunklen Anzug und mit Krawatte stand er da im Bereich der geplanten Talsperre in Bornhausen, um sich vor Ort über die Hochwasserproblematik zu informieren – das Ganze im Rahmen seiner Sommerreise und zwischen zwei Terminen in Bad Sachsa und Goslar.
Angeführt und eingeladen vom Seesener Landtagsabgeordneten Rudolf Götz (CDU) hatte sich gleich ein ganzer Bus mit Vertretern aus Politik, Behörden, (Land-)Wirtschaft und Interessenverbänden vom Haus der Vereine in Rhüden aus auf den Weg in den Nachbarort gemacht.
Diplom-Ingenieur Uwe Metzing hatte es übernommen, dem Gast anhand eines größeren Faltplans kurz Aufbau und Funktionsweise des geplanten Rückhaltebeckens zu erläutern. Schon hier und später dann auch bei der abschließenden Aussprache im Haus der Vereine wurde deutlich, dass sich eine Realisierung der Talsperre gleich aus mehreren Gründen immer problematischer gestaltet. Rudolf Götz brachte es so auf den Punkt: „Ich sehe mittlerweile die Gefahr, dass die Maßnahme aufgrund der derzeitigen Kosten-Nutzen-Relation gar nicht umgesetzt werden kann“. Damit spielte er unter anderem auf die zu erwartenden Kosten an, die sich gerade in jüngster Zeit fast von Monat zu Monat erhöht haben. Mittlerweile wird von Baukosten in Höhe von etwa zehn Millionen Euro ausgegangen. Vor nicht allzu langer Zeit war einmal von der Hälfte die Rede. Die Anforderungen im Zuge der vielen Planungsänderungen würden immer höher.
Davon aber, so waren sich die meisten Teilnehmer einig, wird sich das Wetter mit zu erwartenden Jahrhunderthochwassern wohl kaum beeindrucken lassen. Dr. Uwe Beyerbach (Aktion Naturland) lebt seit Mitte der 60er Jahre in Seesen. Er gab zu bedenken, dass es im Vorharzgebiet derart häufige und heftige Starkregenereignisse wie in den vergangenen Sommern früher nicht gegeben habe. Das sei wohl ein langfristiger Trend. Damit wurde dann auch deutlich, wofür die Talsperre in der Hauptsache gedacht ist: Sie soll mit ihrem großen Stauraum die Niederschlagsspitzen bewältigen und ein Zeitfenster schaffen, um im Falle eines Falles angemessen handeln zu können.
Doch wie fast immer spielt das Geld dabei eine entscheidende Rolle. Seesens Bürgermeister Erik Homann als Vorsitzender des Nette-Unterhaltungsverbandes, brachte das Dilemma auf den Punkt, in der sich die Stadt Seesen befindet. Nach seinen Worten fördere das Land Niedersachsen lediglich große Maßnahmen; kleinere – wie beispielsweise die ebenfalls zur Diskussion stehende Erhöhung des Nette-Durchlaufes von derzeit im Schnitt 17 auf dann 23 Kubikmeter in der Ortslage Rhüden – müssten anderweitig finanziert werden. Die Talsperre in Bornhausen sei mit dem zu erwartenden Kostenvolumen aber schon ein zu großes Projekt geworden, für das kein Geld im Topf sei. „Wollen wir also das Hochwasserrückhaltebecken realisieren, bekommen wir kein Geld; wollen wir die kleinere Maßnahme in der Ortslage Rhüden umsetzen, gibt es dafür auch nichts“, machte Homann in Richtung Björn Thümler deutlich. Wünschenswert wäre es, wenn das Land von seiner Haltung abrücken und Fördergelder locker machen würde – zumindest für den Ausbau in der Ortslage Rhüden, der immerhin auch mit rund zwei Millionen Euro zu Buche schlagen dürfte. Der CDU-Oppositionsführer hatte dazu eine klare Einschätzung: „Ein solcher Damm gibt nicht nur Sicherheit, mit ihm können viele Menschen geschützt werden. Da sollte die Kostenhöhe erst einmal eine untergeordnete Rolle spielen“.