Wie man in Zukunft eine noch engere Verzahnung von Wirtschaft und Bildung realisieren kann, darüber haben Politiker, Pädagogen und Vertreter der Wirtschaft im Seesener Bürgerhaus diskutiert.
Der Einladung der CDU-Stadtverbandsvorsitzenden von Seesen, Christiane Raczek, waren die niedersächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann, Bundestagskandidat Jochen-Konrad Fromme, Erzieherin Sabine Wendt, der stellvertretende MIT-Vorsitzende Rüdiger Wolf, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Uwe Zinkler, und der Leiter des Standortes Seesen der Berufsbildenden Schulen, Heinrich Zwickert, gefolgt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Clemens Löcke.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Thema "Wirtschaft und Bildung" in Seesen. Foto: Ahrens Jochen-Konrad Fromme ging in seinem Eingangsstatement darauf ein, dass der Bund im Bildungsbereich eine Klammerfunktion für alle Bundesländer erfülle. Als Fernziel werde angestrebt, dass die Ausgaben für die Bildung bei 10 % des Bruttoinlandsprodukts liegen sollten. Momentan würden 6 bis 6,5 % erreicht. Die Wirtschaftskrise mache allerdings deutlich, dass noch mehr getan werden müsse. "Bildung ist der einzige Rohstoff, den wir haben", so Fromme.
Nachdem im Jahr 2007 ein Ausbildungspakt geschlossen worden sei, konnten nun mehr Ausbildungsplätze ausgewiesen werden als Lehrlinge vorhanden waren. Die Studierquote in Deutschland liegt bei momentan 39,3 %.
Einig war sich Fromme mit der Kultusministerin, dass durch die Förderung im frühkindlichen Bereich und die Einführung des dritten, gebührenfreien Kindergartenjahres die Startbedingungen für die Kleinsten angeglichen werden konnten. Elisabeth Heister-Neumann wies zudem auf bereits sichtbare Teilerfolge hin, wie zum Beispiel die langsame Absenkung des Einschulungsalters, um analog dazu das Alter bei Lehrstellenbeginn nicht zu hoch werden zu lassen.
Ebenso habe man die Schulabbrecherquote senken können durch die Einführung des Neustädter Modells, das Schule und Beruf durch die verstärkte Heranführung an die Fachpraxis verzahne. So werde der Sinn der Theorie durch die Praxis deutlich.
Auch die Änderung der Stundentafeln mit mehr Augenmerk auf die Fächer Mathematik, Englisch und Deutsch sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Zur Frage der Klassenstärken gab Heister-Neumann ab dem Jahr 2011 Entwarnung. Trotz dann sinkender Schülerzahlen werde die Zahl der Lehrkräfte von 86.000 weiterhin aufrechterhalten. Immer wieder zum Ausdruck kam in der Diskussionsrunde, dass die so genannten "Sekundär-Tugenden" bei den Jugendlichen vernachlässigt würden. Tugenden wie Pünktlichkeit hätten nicht mehr den Stellenwert wie früher. Allerdings gaben die Teilnehmer zu bedenken, dass heutzutage diese Art von Erziehung auch immer weniger im Elternhaus vermittelt werde und somit die Schule nicht gänzlich die häuslichen Versäumnisse ausgleiche könne. Dazu die Kultusministerin: "Die Schule wird als Reparaturbetrieb angesehen." Und auch Jochen-Konrad Fromme wünschte sich, dass sich wieder mehr mit Werten und Normen beschäftigt werde. Der Ausbau von noch mehr Ganztagsschulen soll den veränderten Familienstrukturen Rechnung tragen. Petra Ahrens